Die Casa

Viva la libertad! Unter der Woche lebe ich ja grundsätzlich in meinem Projekt, El Cortijo. Am Wochenende wohn ich aber in Sucre. In der casa. Casa weltwärts. Und meine Zeit da genieß ich sehr, denn die Freiwilligen-WG ist wirklich ein ganz besonderer Ort – ich möchte nun ein bisschen etwas über ihren Zauber berichten.

Man stelle sich vor, man ist mitten im Zentrum der Stadt, an der Plaza, oder vielleicht dem Mercado. Dann steigt man in einen der vielen Micros und fährt nach Norden. Bis irgendwann die Menschen weniger werden und die Hunde, die in den Straßen streunen, mehr. Das Viertel, in dem die casa liegt, heißt Villa Armonía. Man steigt aus dem Micro aus, verlässt die große Avenida und läuft ein kurzes Stückchen bergabwärts durch die gepflasterten Straßen. Man öffnet eine hölzerne Tür auf der rechten Seite und geht, ein paar Schritte in den Hausflur hinein und eine enge Treppe hinauf.

Der Flur der Freiwilligen-WG ist unter freiem Himmel, an einem Geländer vorbei schaut man in einen kleinen Garten, der zum im Erdgeschoss liegenden Gesundheitszentrum gehört. Zur anderen Seite gehen die Türen in die Zimmer ab, so auch zur Küche und dem kleinen Wohn- bzw. Esszimmer. An den Wänden hängen allerlei Errungenschaften der ehemaligen Freiwilligen, Fotos und Plakate, es gibt Mengen an Büchern und Filmen und Krimskrams, angesammelt im Laufe der Jahre. Die casa lebt. Wenn man wieder zurück auf den Flur tritt, kann man eine weitere Treppe nach oben gehen und befindet sich im zweiten Stock. Die Aussicht ist schon im ersten Stock beeindruckend, wird noch besser hier oben – aber um zum besten Teil, zum Sahnehäubchen, der Krone der casa zu gelangen, muss man eine bunte, selbstgebaute – auf abenteuerliche Weise von den Vermietern zurückeroberte – Leiter aufs Dach hochklettern, die neben Waschbecken und Wäscheleinen an dem roten Mauerwerk lehnt.
Es ist unbeschreiblich. Hinter einem die Häuser des Viertels, an dem leichten Hügel gebaut, den man zuvor hinuntergelaufen ist, links sieht man ins Zentrum hinein und weit, weit darüber hinaus; rechts die Ränder der Stadt und vor einem, auf einer weiteren Anhöhe, die gegenüberliegenden Viertel und Straßen, noch weiter entfernt hoch aufgetürmte Bergketten… Das ist das Sichtbare, aber in dieser Weite liegt eine Energie, die gleichermaßen beruhigend wie belebend sein kann, hoch über einem nur der Himmel und die Wolken …eine Freiheit, wie sie wahrscheinlich nur der kennt, der hier oben saß und auf das Panorama von Stadt und Land geblickt hat.

Und Nachts die Sterne und die Lichter der Stadt.



















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